ObjektI - Stasigefängnis und Haftkrankenhaus

       Berlin-Hohenschönhausen

 

In dem Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen waren zw. 1945 und 1990

ca. 40.000 Menschen inhaftiert. Bis 1951 diente es als Untersuchungs-gefängnis der sowjetischen Besatzungsmacht, danach als zentrale Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Hauptanliegen war es, die Inhaftierten in tage- oder monatelangen Verhören durch psychische Folter zu Geständnissen zu zwingen. Seit 1960 befand sich auf dem Gelände auch ein Haftkrankenhaus. Die hier arbeitenden Ärzte und Mitarbeiter wurden von der MFS-Kaderabteilung gezielt ausgesucht und hatten die oberste Aufgabe, die Patienten haft- und prozessfähig zu machen.

 

Ein erster Besuch der Gedenkstätte im November 2012 unter Führung einer Zeitzeugin hat mich so berührt und aufgewühlt, dass ich nicht mehr von der Thematik loslassen konnte. Nun arbeite ich an einem Buchprojekt, das vorauss. im Frühjahr 2015 beim Kehrer-Verlag erscheinen wird.

 

Neben den Fotografien kommen in dem Buch auch Zeitzeugen zu Wort, die in diesen Räumen die Schrecken und Praktiken des Stasiregimes am eigenen Leib erfahren mussten.

 

Eine Besichtigung der Gedenkstätte ist jederzeit möglich, meist unter Führung von Zeitzeugen. www.stiftung-hsh.de

 

 

 Verschrobenes

 

Abbildungen auf Bannern, Transparenten, Postern oder Glasscheiben werden bei diesen Fotografien so „ins rechte Licht" bzw. "ins rechte Bild gerückt“, dass sie mit den umliegenden Elementen verschmelzen und einen neuen Raum bilden. Eine Art Symbiose aus Fiktion und Realität.

 

 

  igs + iba

 

Zwischen April und Oktober 2013 fanden in Hamburg-Wilhelmsburg sowohl die internationale Gartenschau (igs) als auch erstmalig die internationale Bauausstellung (IBA) statt. Um die räumliche und zeitliche Parallele dieser Großereignisse hervorzuheben, habe ich Fotografien beider Veranstaltungen paarweise nebeneinander gestellt. 

 

 

  Illusionen entdecken - Hafencity Hamburg

 

Die vorliegenden Fotografien entstanden innerhalb eines Jahres, zwischen September 2009 und September 2010 und begleiten den Ausbau des ersten Bauabschnitts der HafenCity. Hier, zwischen historischer Speicherstadt und Elbe, entsteht ein neues Wohn-, Arbeits- und Freizeitviertel auf einer Fläche von 157 Hektar.

Dieses einmalige Projekt faszinierte mich von Anfang an und so besuchte ich die beeindruckende Großbaustelle in regelmäßigen Abständen: Kräne, Bagger, Gerüste soweit das Auge reicht, Staub, Lärm, geschäftiges Treiben, wo immer man geht. Auf den ersten Blick wirkt dieser dicht bebaute Raum irritierend, chaotisch und teilweise surreal, verweilt man hingegen längere Zeit an einem Ort, so werden Strukturen und Ordnung erkennbar. Ein gigantisches Räderwerk, in dem jeder und alles seine feste Funktion hat und seinen Beitrag zum Gesamtwerk leistet.

Es reizte mich, diese unterschiedlichen Wahrnehmungen fotografisch einzufangen. Dabei konzentrierte ich mich auf das Spiel mit imaginären und realen Räumen und zog die überall präsenten Abbildungen auf Baubannern und Werbeplakaten in meine Arbeit mit ein. Auf diesen Abbildungen sind meist Entwürfe zu sehen, welche die derzeit noch unfertigen Gebäude in ihrem geplanten Endzustand zeigen; Illusionen der Zukunft. Die fiktiven Räume sind so angeordnet, dass sie mit realen Räumen und Objekten verschmelzen. Das betrachtende Auge springt zwischen den verschiedenen Ebenen hin und her, löst Objekte vom konkreten Raum und komponiert schließlich ein neues Bild.

 

 

  LanzaOrte

 

Angeregt durch die Architektur, Malerei und Bildhauerei des Künstlers César Manrique, dessen Werke überall auf der Insel zu sehen sind, entstand diese Fotoserie im Jahre 2011. Die Kunst unterliegt hier der Natur, sie bedient sich natürlicher Materialen, integriert sie in das Kunstwerk selbst. So baute César Manriques z.B. sein Haus auf Lavablasen, die er zu Wohnräumen umgestaltete oder baute um Bäume und Kakteen herum, so dass diese mitten im Raum stehen. Dieses Spiel mit Raum und Zeit, mit Natur und Material, habe ich in meinen Fotografien aufgegriffen: Zerfallene Gemäuer und alte Ruinen, mit modernem Graffiti besprüht oder durch jahrzentelange Verwitterung "bemalt", verschmelzen mit der ummliegenden, eher kargen Landschaft. Dadurch geht das Gefühl für Raum, für drin und draußen, manchmal verloren und sorgt für die nötige Spannung im Bild.

 

 

  Henrichshütte

 

Im Rahmen eines Workshops verbrachte ich fünf Tage in der Henrichshütte in Hattingen, einem ehemaligen Hüttenwerk zurProduktion von Eisen und Stahl. Diese Industrieanlage wurde 1854 in Betrieb genommen und zwischen 1987 und 2004 nach und nach stillgelegt. Besonders imposantist der noch heute erhaltene Hochofen, der größte von ehemals drei Hochöfen.

 

Die Fotoserie besteht aus 11 Bildpaaren bzw. 22 Einzelfotos. Die einzelnen Fotos zeigen grafische Anordnungen unterschiedlicher Materialien und Strukturen und spiegeln die meist stringente Linienführung der horizontal, vertikal oder diagonal verlaufenden Rohre und Stangen der alten Industrieanlage wieder. Durch das Nebeneinanderstellen zweier Fotografien wird das Gefühl für Raum und Dimension, das man beim Klettern durch das ehemalige Stahlwerk verspürt, stärker betont. 

 

  Salvador Dalí

 

Während meiner Reise durch Katalonien im Juli 2012 hat mich der surrealistische Künstler Salvador Dalí völlig in seinen Bann gezogen, ähnlich wie César Manrique auf Lanzarote (s.unten). Die Werke Dalís sind an vielen Orten präsent (Figueres, Cadaqués, Portlligat, Púbol) und wenn man die Landschaft seiner Heimat zwischen Mittelmeer und Pyrenäen durchquert, dann erkennt man viele Parallelen zu seinen Gemälden, Grafiken oder Skulpturen.

 

Die hier gezeigten Fotos integrieren entweder Abbilder der Kunst Dalís oder Abbilder seiner selbst (was sicherlich ganz im Sinne des selbstbewussten Künstlers wäre) und schaffen dadurch eine Metaebene bzw. den Versuch einer künstlerischen Interpretation.

 

 

  Marodien

 

Hier blickt man auf Räume bzw. marode Gemäuer ehemaliger Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern. Durchgebrochene Decken und Wände, abbröckelnde Tapeten und Farben, quer im Raum liegende Balken und Steine, irgendwie viel zu viele Türen und Fenster... es herrscht ein Gefühl von Orientierungslosigkeit und Chaos. Durch das Nebeneinander-stellen von zwei bis drei Fotos wird dieses Gefühl verstärkt und regt den Betrachter an, sich seinen eigenen Weg durch das Labyrinth so bahnen. So wie ich als Fotografin es während der Aufnahmen tat.

 

 

  Campingidylle

 

Im August 2010 waren wir mit dem Wohnmobil unterwegs und verbrachten zwei Tage auf einem Capmingplatz in der Normandie in Frankreich, gleich hinter der belgischen Grenze. Während ich am ersten Tag über die Eigenarten  der Dauercamper staunte, spazierte ich am zweiten Tag gleich mehrmals mit meiner Kamera über diesen höchst interessanten Platz. Ich traute mich nicht, alles zu fotografieren, was sich mir darbot, aber ein wenig dieser angeblich typischen Idylle normannischer Campingplätze konnte ich dennoch festhalten.

 

 

  StadtTraum

 

Wenn ich mit meiner Kamera durch die Stadt spaziere, scheint hinter jeder Ecke eine kleine Geschichte zu lauern. Aufmerksam werde ich vielleicht durch die Dekoration eines Schaufensters, die Spiegelung in einer Wasser-pfütze, das Plakat an einer Litfasssäule oder ein Graffiti. Aber da ist noch etwas, das mich zum genaueren Hinschauen veranlasst.  Es ist die Anordnung dieser bemalten oder gespiegelten Flächen und Objekte im Raum, ihr Bezug zur realen Umgebung, das Nebeneinander von konkretem und abstraktem Raum. Zwei Welten können hier aufeinander prallen, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, im Bild jedoch so zusammen-geführt werden, dass sie nun eine eigene Geschichte erzählen, als neuer Kontext erfahrbar sind. So fährt etwa plötzlich ein Zug durchs Jugend-zimmer, sitzt Marilyn Monroe als Putzfrau in einer Ecke, vertieft in ein Buch. Entscheidend ist die Wahl der Perspektive und des Ausschnitts sowie das Spiel mit Licht und Schatten. Die Anordnung der einzelnen Elemente wie z.B. Text, Material, Struktur, Form oder Farbe unterliegt somit einer gewissen Kontrolle, die Fülle bzw. Vielschichtigkeit verlangt nach Organisation. Denn der Reichtum an Details soll den Betrachter nicht „erschlagen“, sondern ihn dazu verleiten, selbst  einen Bezug zwischen

den Elementen herzustellen und zwischen den fotografischen „Tiefen der Räume“ zu flanieren und zu träumen.

 

 

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